Die Urlaubszeit steht vor der Tür, und viele Hundehalter stehen vor der Herausforderung: Wie gestalte ich Reisen mit meinem Vierbeiner so entspannt wie möglich? Als zertifizierte Verhaltensberaterin durch die IAABC zeige ich Ihnen, wie Sie Ihren Hund systematisch auf Reisen vorbereiten können.

Warum Autofahren für viele Hunde Stress bedeutet

Für Hunde ist Autofahren zunächst eine völlig unnatürliche Erfahrung. Die Bewegung, Geräusche, Gerüche und die Tatsache, dass sie die Kontrolle abgeben müssen, können manchmal großen Stress auslösen. Einige Hunde entwickeln sogar richtige Autofahrangst oder leiden unter Reiseübelkeit.

Häufige Probleme beim Autofahren:

  • Reiseübelkeit und Erbrechen

  • Unruhe und Hecheln

  • Speicheln und Zittern

  • Verweigerung, ins Auto zu steigen

  • Zerstörungsverhalten während der Fahrt

Der systematische Aufbau für entspannte Autofahrten

Meine wissenschaftlich fundierten Methoden ermöglichen es, auch ängstliche oder gestresste Hunde schrittweise an Autofahrten zu gewöhnen. Dabei gehen wir in kleinen, für den Hund bewältigbaren Schritten vor.

Phase 1: Das Auto als positiven Ort etablieren
Beginnen Sie damit, dass Ihr Hund das stehende Auto als angenehmen Ort erlebt. Füttern Sie ihn im Auto, spielen Sie dort (wenn möglich) oder lassen Sie ihn einfach entspannt liegen – bei offenen Türen und ohne Motor. Auch immer wieder Ein- und Aussteigen lassen (ohne zu fahren) hilft bei der Gewöhnung an das Auto und gibt dem Hund Kontrolle.

Phase 2: Gewöhnung an Motorgeräusche
Erst wenn Ihr Hund das stehende Auto „liebt“, starten wir den Motor – zunächst nur für Sekunden, dann schrittweise länger. Immer verbunden mit positiven Erlebnissen.

Phase 3: Erste kurze Fahrten
Die ersten Fahrten dauern nur wenige Minuten und führen zu besonders beliebten Zielen: zum Abenteuer-Spaziergang, zu Freunden oder sonstige Ziele, die hoch im Kurs bei Ihrem Hund stehen. Vermeiden Sie bitte zu viel Aufregung und sorgen Sie für Ruhe und Normalität.

Wichtig: Erst wenn ein Teil-Schritt oder eine Phase gut klappt, kommt der nächste Schritt! Ihr Hund zeigt Ihnen durch seine Körpersprache ob er soweit ist. Hektik und Eile sind hier eher kontraproduktiv.

Die richtige Ausrüstung für Sicherheit und Komfort

Sicherheit geht vor: Ihr Hund muss während der Fahrt gesichert sein – sei es durch einen Sicherheitsgurt, eine Transportbox oder ein Trenngitter. Dies dient nicht nur der Sicherheit und ist gesetzlich vorgeschrieben, sondern gibt einigen Hunden auch ein Gefühl der Geborgenheit.

Komfort schaffen:

  • Rutschfeste Unterlagen

  • Vertraute Decken oder Spielzeuge

  • Ausreichend Belüftung

  • Regelmäßige Pausen bei längeren Fahrten

Umgang mit Reiseübelkeit

Reiseübelkeit ist bei Hunden häufiger als gedacht und nicht immer eindeutig zu erkennen. Praktische Tipps:

  • 2-3 Stunden vor der Fahrt nicht füttern

  • Frische Luft während der Fahrt

  • Häufige Pausen einlegen

  • Bei schweren Fällen: Tierärztliche Beratung (und ggfs. Medikamente)

Lange Reisen meistern

Für längere Urlaubsfahrten gelten besondere Regeln. Im Mittelpunkt steht dabei immer auch das Wohlbefinden Ihres Hundes.

Alle 2 Stunden eine Pause einlegen

  • Wasser anbieten (aber nicht erzwingen)

  • Kurze Spaziergänge zur Entspannung

  • Niemals den Hund allein im Auto lassen!!!

  • Bei Sonne oder Hitze: Klimaanlage an und/oder Schatten suchen!!!

Reisevorbereitung: Checkliste für den Urlaub

Dokumente:

  • Impfpass und EU-Heimtierausweis

  • Versicherungsunterlagen

  • Kontaktdaten des Tierarztes am Urlaubsort

Reiseapotheke:

  • Gewohnte Medikamente

  • Durchfallmittel und Elektrolyte

  • Verbandsmaterial

  • Zeckenzange

Vertraute Gegenstände:

  • Gewohntes Futter

  • Lieblingsspielzeug und -decke

  • Gewohnte Näpfe

  • Leine und Geschirr mit Mobilfunk-Telefonnummer (Erreichbarkeit im Urlaub)

Stressreduktion durch Rituale

Entwickeln Sie positive Reiserituale: Vielleicht gibt es vor jeder Fahrt ein besonderes Leckerli oder ein kurzes Spiel. Diese Rituale signalisieren Ihrem Hund: „Alles ist in Ordnung, wir machen etwas Schönes.“ Dies funktioniert aber natürlich nur, wenn das Reisen grundsätzlich positiv besetzt ist!

Wenn es trotzdem nicht klappt

Manche Hunde brauchen professionelle Unterstützung bei der Reisevorbereitung. Als zertifizierte Verhaltensberaterin kann ich Ihnen bei hartnäckigen Problemen eine fundierte, individuelle Beratung geben. Denn auch die nachhaltige Problemlösung bei Reiseangst ist möglich – es beansprucht aber  Zeit und sollte rechtzeitig in Angriff genommen werden.

Alternative Transportmittel

Nicht für jeden Hund ist das Auto die beste Lösung. Manchmal sind Bahn, Fähre oder sogar Flugzeug stressfreier – je nach individuellem Hund und Reiseziel.

Es lohnt sich aber in jedem Fall, sich frühzeitig Gedanken über eine Reise zu machen und seinen Hund entsprechend vorzubereiten. 

Ich wünsche Ihnen einen schönen gemeinsamen Urlaub!